Ein Erfahrungsbericht – Armistice in Wezembeek und Volkstrauertag in Lommel
Armistice in Wezembeek
Am 10.11.22 gingen acht Vertreter*innen der 10. Klassen zusammen mit der Realschulklasse, Herrn Flohn, Frau Stanik und Frau Kocher, zu der Armisticefeier in Wezembeek-Oppem. Das Wetter war wunderbar. Es wurde gesungen, Gedichte wurden vorgetragen, der Bürgermeister hielt eine Rede, sowohl auf Niederländisch als auch auf Französisch. Mit Deutsch hatte der flämische Bürgermeister ein bisschen Schwierigkeiten, doch er meisterte es ganz gut. Jeder hat sich, vor dem Denkmal und den Männern aus dem belgischen Militär, angemessen benommen. Vereinfacht gesagt, keiner hat gelacht, oder dumme Witze gerissen. Geklatscht wurde, wenn dann erst am Ende. Es war ein interessantes Erlebnis, an dieser Stelle, noch einmal vielen Dank, dass wir Schüler mitkommen durften.
Ein Volkstrauertag in Lommel
Am Sonntag derselben Woche fuhren Schülerinnen und Schüler der 10., 11. und 12.Klasse mit Herrn Schultze, Herrn Flohn und Frau Nozar nach Lommel. Das Wetter war sehr schön, doch im Vergleich zum Donnerstag war es kalt. Schlotternd und mit dicken Jacken, Mütze und langer Unterwäsche ausgerüstet, mit dem Klavier und einem Bas im Kofferraum, stiegen wir um 9:30 in die beiden Autos, Frau Nozars Auto und unseren geliebten IDSB Bus. Nach einer Stunde Autofahrt kamen wir in Lommel an. Lommel ist eine belgische Stadt, die sich direkt an der niederländischen Grenze befindet.
Der deutsche Soldatenfriedhof in Lommel ist der größte deutsche Soldaten Friedhof, welcher nicht in Deutschland liegt.
Auf einer Fläche von 16 ha sind hier 542 Gefallene aus dem ersten Weltkrieg und 38.569 Gefallene aus dem zweiten Weltkrieg begraben worden.
Diese Zahlen sind für einen Leser kaum vorstellbar, doch als ich auf dem Friedhof gestanden habe, mich einmal um meine eigene Achse gedreht habe und nur Steinkreuze sah, wurde mir klar, für wie viele Leute so ein Volkstrauertag gut und wichtig ist. Ein Mann hat uns Schülerinnen und Schüler gefragt, ob einer von uns ein Foto von ihm vor einem dieser Steinkreuze machen könnte. Logischerweise stimmten wir alle zu, auch wenn nur einer ein Foto machen konnte. Mir gingen in dem Moment Fragen wie: „Warum will ein solch junger Mann ein Foto von sich vor einem Steinkreuz machen. Verletzt dies nicht die Würde des Toten?“
Je länger ich darüber nachdachte, kam ich zum Entschluss, dass dies einer seiner Verwandten sein muss, der hier beerdigt worden war. Ich lag mit meiner Theorie nicht falsch, da er nach dem Foto, noch einmal auf uns zukam und uns erklärte, was seine Absicht hinter dieser Aktion war. Es stellte sich heraus, dass er einen Verwandten besuchen will, welcher ein Opfer des zweiten Weltkrieges war und zu dem Zeitpunkt gerade einmal 25 Jahre alt gewesen war. Ich war schockiert, im zweiten Weltkrieg opferten so viele Soldaten ihr Leben, damit jemand, der größenwahnsinnig ist, seinem Ziel, der Weltherrschaft, näherkommen könnte. Das ist in der Vergangenheit passiert, doch in ähnlicher Form passiert das Gleiche jetzt in Russland. Was mich schockiert, dass die Menschheit nicht genug aus der Vergangenheit gelernt hat und keinen Krieg mehr haben will, dass es immer noch Menschen gibt, die der Meinung sind, dass Antisemitismus und Rassismus gut sind. Es gäbe eine Rasse, eine Religion, die besser sei als eine andere.
Eigentlich geht es in diesem Bericht um die Veranstaltung, doch ich finde es wichtig, meine Gefühle mit einzubringen, da ich nicht gefühlslos von dieser Veranstaltung wieder nach Hause ging.
Die vielen Militär-Beamten und Rekruten könnten einen Einfluss auf meine Wahrnehmung gehabt haben. Ich weiß es nicht.
Mit Sicherheit kann ich sagen, dass mir die ganzen Reden und unseren Auftritt sehr gefallen haben.
Es freute mich, dass so viele Leute eingeladen wurden, Botschafter aus aller Welt, der Bürgermeister von Lommel, die Blaskapelle der Marine, die Luftwaffe und noch viele andere VIP´s wie der Herr Botschafter oder Herr Kossmann waren dabei.
Allen war klar, oder sie taten so, warum sie da waren und was der Anlass war.
Es wurde gesungen, SchülerInnen einer Schule aus Lommel trugen ein Gedicht vor und Herr Kossmann, der Herr Botschafter, der Bürgermeister aus Lommel und Herr Freericks haben Reden gehalten.
Die Rekruten haben die Kränze in der Mitte der Versammelten aufgestellt.
Auch hier wurde erst am Ende geklatscht.
Ein großes Dankeschön an der Stelle an Herrn Flohn und Herrn Schultze, dass ich mitkommen und diese Erfahrung machen durfte!
Joséphine Liebherr, 10b